Ein richtiger Mann isst Fleisch!?

Ist gesunde Ernährung typisch weiblich oder typisch männlich? 
Moment, was sollen denn Rollenklischees mit dem Essverhalten zu tun haben? So einiges! Es tragen aber auch evolutionäre Mechanismen dazu bei, dass Frauen sich gesünder ernähren.

Eines steht fest: für uns Menschen ist Essen weitaus mehr als ein Bedürfnis, das dem reinen Überleben dient. Sozial- und Kulturwissenschaftler erkennen an, dass unser Essverhalten sozial konstruiert ist. In allen Kulturen ist Fleisch kostbar. Es steht symbolisch für Kraft, Männlichkeit und unterstreicht damit die dominante Stellung des Hausherren, wenn dieser das grösste und beste Stück vom Braten bekommt. Schliesslich waren es auch die Männer, die auf die Jagt gingen, bevor wir weitläufig sesshaft wurden. 
Frauen essen kleinere Portionen, kauen langsamer und bevorzugen weiche Speisen wie Gemüse, Quark und Fisch, wie man in der 2008 veröffentlichten Nationalen Verzehrstudie II in Deutschland herausfand. Hierbei wurden 20’000 Männer und Frauen befragt. Es gäbe sogar mehr als doppelt so viele Vegetarierinnen. 
Diese archaischen Rollenmuster bestätigen sich jeden Sommer erneut: Grillen ist Männersache und die Damen kümmern sich um den Salat.

Die kulturellen Einflüsse auf unser Essverhalten sind offensichtlich, aber wie steht es um biologische Gründe?
Ein unterschiedlicher Nahrungsbedarf kann nicht restlos bewiesen werden, ist aber denkbar. Frauen und Männer unterscheiden sich schliesslich elementar, denn nur Frauen können Kinder gebären. Hierzu bedarf es einer wirkungsvollen physiologischen Anpassung. Frauen können Fett besonders effizient speichern und verfügen bei niedrigerer Energiezufuhr über einen höheren Körperfettanteil als Männer.

Ein Blick auf traditionell lebende Völker erlaubt vielleicht ein tieferes Verständnis der kulturellen und biologischen Hintergründe.
Colette Berbesque, Anthropologin an der Roehampton University in London studierte die Nahrungsvorlieben der Hazda in Tansania. Während sich beide Geschlechter beim Honig noch einig waren und diesen auf den ersten Platz setzten, unterschieden sich die übrigen Vorlieben. Männer bevorzugten Fleisch, gefolgt von Wurzeln und Beeren. Die Frauen wählten Beeren, dann Wurzeln und Fleisch auf den vierten Platz. Nun ist das menschliche Verhalten evolutionär darauf optimiert, die eigenen Gene weiterzugeben. Berbesque erklärt dazu: Die Jagt der Hazda-Männer ist nicht immer erfolgreich und somit ist Fleisch keine zuverlässige Energiequelle. Um ihre Fettreserven, und damit die Fruchtbarkeit, zu erhalten und ihre Nachkommen ernähren zu können, setzen Frauen vermutlich lieber auf energieärmere, aber zuverlässige Nahrungsquellen. Die Männer setzen auf Fleisch, welches bei den Frauen ebefalls beliebt ist, und sichern sich damit ihr Wohlwollen, also Paarungsbereitschaft.

Und was lernen wir nun daraus? Unsere Kultur und die Biologie des Menschen sind untrennbar verbunden. Wir können nicht immer bestimmen, welche Einflüsse grössere Bedeutung haben. Somit gibt es auch nie einseitige Lösungen und es lohnt sich immer das grosse Ganze zu betrachten.

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